Vor ungefähr drei Tagen hat der SachsenVerlag den Stadtteil (Löbtau-Süd) mit frischen Telefonbüchern und den Gelben Seiten beglückt. Seitdem liegen sie da. Unter Briefkästen, vor Haustüren oder… in der Blauen Tonne. Das Interesse scheint mehr als mäßig zu sein, aber warum kippt man dann ungefragt soviel Exemplare vor die Haustüren?
Wird das in anderen Stadtteilen auch so gemacht?
Gut, die Telekom (bzw. DeTeMedien) zusammen mit den Telefonbuchverlagen erfüllen nur die “Universaldienstleistung“, wie sie in § 78 Abs. 2 Nr. 2 Telekommunikationsgesetzes (TKG) geregelt ist. Demnach muss mindestens ein gedrucktes und jährlich aktualisiertes Verzeichnis zur Verfügung stehen.
Zu alten Bundespost-Zeiten hat man sich ein Telefonbuch mit einer persönlichen Benachrichtigungskarte in der Postfiliale abholen können. Jeder Telefonanschlußinhaber durfte sich ein Exemplar kostenlos abholen.
Irgendwann hat man das vereinfacht. Da wurde dann jeder Haushalt informiert, dass er sich die Exemplare abholen kann. Die Telefonbücher lagen dann in der Post und niemand hat noch kontrolliert ob man eins oder zwei nimmt.
Da es immer weniger Postfilialen gibt, ist man dann die letzten Jahre dazu übergegangen, die Telefonbücher palettenweise vor den Supermärkten abzustellen. Einkaufen muss ja jeder, so die Idee.
Ich kann mir vorstellen, dass trotzdem die Auflage stark eingebrochen ist. Wer schaut heute noch ins gedruckte Telefonbuch?
Die Verlage leben nicht von den gedruckten Telefonnummern sondern von der Werbung, die im Telefonbuch oder in den Gelben Seiten abgedruckt werden. Und für Werbung zählt die Auflage. Also druckt man viel zu viel und stellt die Bücher ungefragt vor das Haus plus noch ein, zwei Exemplare als Reserve. Toll! Veolia wirds freuen, die eingeschweißten Buchpakete auspacken zu dürfen. Oder ist das was für die Dreck-Weg-App? Die Bücher liegen ja zum Teil auch auf öffentlicher Fläche.
Achja, Internet. Das hat man jahrelang nicht verstanden (Man kann es nicht drucken! Und da kann ja jeder reinschauen!) und *schnarch* völlig verschlafen. Ein bisschen ist man aufgewacht und fängt jetzt an, seine kostbaren Daten besser darzustellen und mit Zusatzinformationen wie Öffnungszeiten und Bewertungen anzureichern. Das machen zwar auch dutzende, andere Portale schon länger und besser aber immerhin.
Tipp: Man kann sich im gedruckten Verzeichnis streichen lassen und trotzdem in der elektronischen Auskunft auffindbar zu sein.
Auch die SZ hat das Thema am 13.12.13 aufgegriffen im Artikel “Stapelweise Telefonbücher” (leider nur SZ exklusiv). Es scheint also in der ganzen Stadt so zu laufen.
Übrigens auch dieses Jahr (2014) das selbe Schauspiel. Nur ist der Zustelldienst besser geworden und wirft die Bücher nicht mehr einfach vor’s Haus. Nach meinen Beobachtungen fliegen davon 90% in den Müll. Ob das die Werbenden wissen?