Verkehrskonzept Löbtau – endlich verabschiedet, und nun?

Mensch steht am Rednerpult mit Dresden-Logo. Dahinter sitzen drei Personen.
Alexander Bigga bei der Rede zum Verkehrskonzept Löbtau am 10.04.2025 im Stadtrat (c) Thorsten Schulze

Am Do, 10. April 2025 durfte ich im Dresdner Stadtrat als Gastredner ein paar Worte zum neuen Verkehrskonzept für Löbtau sagen. Als langjähriger Anwohner (seit 1998) und Bürger, der die Entwicklung und Diskussionen zum Verkehr aufmerksam verfolgt.

Warum ein Verkehrskonzept?

Seit den 90er-Jahren hat sich der Verkehr in Löbtau wesentlich verändert. Um die Kesselsdorfer Straße vom Durchgangsverkehr zu befreien, hat die Stadt Dresden die Coventry-Straße und den Bramschtunnel gebaut. 2019 wurde die Zentralhaltestelle “Tharandter Straße” eröffnet und die Kesselsdorfer Straße damit am Beginn für den Kfz-Verkehr gesperrt.

Schon vor der Umsetzung der Zentralhaltestelle hatte der Stadtrat am 20./21.09.2018 auf Antrag der CDU-Fraktion ein Verkehrskonzept in Auftrag (A0439/18). Es sollte die aktuelle Situation für alle Verkehrsteilnehmer*innen analysiert und Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet werden.

Was steht drin?

Das Konzept ist enthält eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Situtation für alle Verkehrsarten. Es umfasst unter anderem:

  • vorhandenen Verkehrszählungen und Simulationen
  • bestehende Planungen, z. B. zur Kesselsdorfer Straße 2. Bauabschnitt
  • Radverkehrskonzept
  • Fußverkehrsstrategie
  • Analysen wie z.B. die Zählungen von öffentlichen Parkplätzen und die Schätzung von privaten Parkplätzen und die Nutzung der öffentlichen Parkplätze über den Tag.

Bürgerbeteiligung

Mit der Analyse war das Verkehrskonzept Ende 2019 fertig. Nur der geforderte Punkt der Bürgerbeteiligung fehlte. Corona hat eine öffentliche Veranstaltung dann so lange hinausgezögert, dass man 2022 das Konzept noch mal überarbeiten wollte. U.a. wegen der Änderungen des Verkehrsflusses durch die Zentralhaltestelle Tharandter Straße und die Baumaßnahmen auf der Wernerstraße (siehe Wernerstraße soll sicherer werden, Radverkehr in Löbtau: Ein Schritt vor, einer zurück!).

Der Stadtbezirksbeirat Cotta hat dann 20.000 € aus seinem Budget bereit gestellt um das Konzept nun abschließen zu können (V-Co00065/22).

Am 01.03.2022 konnte dann eine sehr gut besuchte Bürgerinformationsveranstaltung stattfinden (siehe Verkehrskonzept Löbtau – keine Revolution zu erwarten). Danach bestand die Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger Wünsche, Anregungen und Hinweise einzusenden, die dann abgewogen und z.T. in das Konzept übernommen wurden.

Abgeleitet von der Analyse werden Maßnahmen zur Verbesserung der Situation für die einzelnen Verkehrsarten formuliert, priorisiert und einer groben Kostenschätzung unterzogen.

Das Ergebnis im Detail

Das fertige Konzept bestätigt meinen Eindruck aus der Bürgerinformationsveranstaltung: eine Revolution steckt nicht drin. Eher fleißige Arbeit und ein Maßnahmenkatalog, den man als Handwerkszeug für Politik und Verwaltung verwenden kann.

Auf ein paar Punkte möchte ich näher hinweisen:

ÖPNV: Noch Luft nach oben

Das Konzept verweist auf das geplante „Busnetz Süd-West“. Doch wichtige Punkte fehlen – etwa die Anbindung von Löbtau-Süd durch die Linie 90. Da das Busnetz Süd-West nun nach den Kürzungen im ÖPNV zunächst nicht kommt, ist dieses Kapitel wohl das schwächste.

Fußverkehr: Kleine Schritte in die richtige Richtung

Neben den Maßnahmen aus der Fußverkehrsstrategie hat man weiteren Bedarf an Querungsmöglichkeiten festgestellt. Z.B. an der Tharandter Straße / Schillingstraße. Auch die oft geforderten, längeren Grünzeiten für Fußgänger auf der Kesselsdorfer Straße werden als Maßnahme aufgeführt, die kurzfristig umzusetzen empfohlen sei.

Radverkehr: Kopfsteinpflaster ade?

Die Sanierung der Kopfsteinpflasterstraßen im Nebennetz würde allen gut tun – den Radfahrenden, Fußgänger*innen und den Anwohner*innen auf Grund des geringeren Lärmpegels. Leider ist das auch der kostspieligste Posten und eine baldige Realisierung ist sehr unwahrscheinlich.

Auch hier erfolgt der Abgleich mit dem Radverkehrskonzept. Es gibt aber auch ganz neue Ideen, wie eine Verbindung von der Malterstraße über die Clara-Zetkin-Straße.

Denkt man diese Verbindung weiter mit einer Brücke über die Weißeritz zur Fabrikstraße, könnte man den neuen S-Bahn-Haltepunkt Nossener Brücke erschließen und dort auch sein Fahrrad abstellen. Klingt zunächst utopisch, ist aber als Maßnahme in Verbindung mit dem Brückenbau nun eingeordnet. Da bin ich sehr gespannt, ob das realisierbar ist. Was bisher kaum bekannt ist: es wird nicht möglich sein, mit dem Fahrrad über die neue Nossener Brücke zum Haltepunkt zu fahren und sein Fahrrad dort abzustellen. Auf der Brücke wird es keine Abstellmöglichkeiten geben und zum Haltepunkt wird es nur eine Treppe und Aufzug geben.

Übrigens war der letzte Punkt eine Anregung aus der Bürger*innenbeteiligung. Hier hat sich also Beteiligung und Planung zur (hoffentlich) rechten Zeit gefunden.

Autoverkehr: läuft im Prinzip gut.

Ein paar Aussagen aus dem Konzept möchte ich hier besonders hervorheben:

  • Die “Ableitung” des überörtlichen Verkehrs über die Coventry-Straße und Bramschtunnel funktioniert!
  • Es gibt kaum Schleichverkehr im Nebennetz. Und wenn doch, hat man Maßnahmen an der Hand um diesen zu unterbinden.
  • Von einem Einbahnstraßensystem rät das Konzept ab. Durch den Begegnungsverkehr wirken die einspurigen Straßen selbst als Verkehrsberuhigung und reduzieren die Geschindigkeit und die Attraktivität für Abkürzungen.
  • Einbahnstraßen schaffen auch keine Parkplätze. Schrägparken würde hier nichts nützen, da die Straßen zu eng sind und am Ende genauso viele Parkplätze zur Verfügung stehen, wie aktuell mit dem beidseitigen Längsparken.

Parken

Es gibt ausreichend Parkplätze. Sie sind nur nicht zu jederzeit an jedem Ort ausreichend vorhanden. In einer zumutbaren Entfernung lässt sich aber etwas finden.

Für mich durchaus erstaunlich war, dass von einem Bewohnerparken abgeraten wird, da die notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt sind. So nutzen hauptsächlich die Anwohner*innen die Parkplätze. Es gibt wenige “fremde” Autos. Damit entfällt die steuernde Wirkung einer Anwohnerparkbewirtschaftung.

Ein Gebiet kann man noch nicht einschätzen. An der Eichendorffstraße wird ein neuer Wohnkomplex gebaut mit ca. 125 Wohneinheiten. Hier kann es in Zukunft zu einer starken Verknappung von öffentlichen Parkplätzen kommen. Diese Situation soll man nach Fertigstellung neu bewerten. Nach jüngsten Informationen ist mit einer Fertigstellung Mitte 2026 zu rechnen.

Was hätte besser sein können?

Ich hätte mir mehr konkrete Vorschläge über verkehrsberuhigende Maßnahmen gewünscht.

Die Radroute West hätte ich gerne höher priorisiert. Aktuell ist sie nur mittel- bis langfristig im Konzept vorgesehen. Man sieht die Notwendigkeit, die Straßen vorher zu sanieren. Das kann viele Jahre dauern.

Und jetzt?

Das beste Konzept ist wertlos, wenn das Geld fehlt, die genannten Maßnahmen umzusetzen. Doch immerhin: Jetzt gibt es eine klare Prioritätenliste für Straßen- und Gehwegsanierungen . Die Bünaustraße steht hier ganz oben. Dafür liegt auch schon eine Planung in der Schublade mit einer Kostenschätzung von stolzen 5 Mio. Euro.

Der Stadtrat hat es in der Hand, die notwendigen Mittel im Haushalt einzuplanen. Der aktuelle Doppelhaushalt ist ja nun beschlossen. In 1,5 Jahren sollte man also spätestens das Konzept wieder aus der Schublade holen und schauen, was man dann einplanen und umsetzen kann.

Verkehr verändert sich, Maßnahmen können umgesetzt werden, die Anforderungen ändern sich. Ich denke, man sollte in 10-15 Jahren das Konzept fortschreiben.

Abstimmungsergebnis im Stadtrat

Im Stadtrat wurden die 7 Beschlusspunkte einzeln abgestimmt. Die Ergebnisse waren wie folgt (keine Gewähr, Angabe als ja/nein/Enthaltung):

  1. 42/23/0
    Der Stadtrat nimmt die Verkehrskonzeption Löbtau in der Fassung vom 16. November 2023 zur Kenntnis (Anlage A).
  2. 41/24/0
    Der Stadtrat nimmt die Abwägung der Hinweise und Stellungnahme aus dem am 1. März 2023 durchgeführten Bürgerdialog zur Kenntnis (Anlage B).
  3. 38/23/3
    Der Stadtrat beauftragt die Verwaltung mit dem Beginn/der Fortführung der Planungsleistungen für die im Konzept (Anhang 1 der Anlage A) als „konkret umzusetzende Maßnahme (M)” benannten Maßnahmen bis zur Entwurfsplanung und der sich daraus dann ableitenden Einzelveranschlagung im Haushalt. Er beschließt weiter, die in der gleichen Anlage enthaltenen Prüfaufträge (P) einzuordnen und die angeregten vertiefenden Untersuchungen/Planungen (V) in die Arbeitsprogramme der Fachämter aufzunehmen.
  4. 37/26/2
    Der Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass bei einer wesentlichen Verschlechterung der Parkraumsituation im Umfeld der Baluschekstraße/Wernerstraße (Maßnahme 2.3) die Einrichtung eines Bewohnerparkgebietes erfolgt. Die abschließende Prüfung dazu erfolgt nach Nutzungsaufnahme des Quartiers an der Eichendorffstraße.
  5. 41/21/3
    Der Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass die Umsetzung des Konzeptes im Rahmen der zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen und unter Berücksichtigung der Prioritäten aller gesamtstädtisch abzuarbeitenden Aufgaben erfolgt.
  6. 40/22/2
    Die Planung für die Radroute West Ist dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften in einem gesonderten Beschluss vorzulegen.
  7. 61/2/2
    Die Planung für den Parkplatz unter der Löbtauer Brücke ist dem Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften bis zum 30.08.2025 vorzulegen.

Angenommen wurden alle Punkte.

Am schlechtesten haben die Punkte 3. und 4. abgeschnitten. Punkt 3. soll die Verwaltung beauftragen, die “konkret umzusetzenden Maßnahmen” weiter zu Planen und die Prüfanträge zu verfolgen. In Punkt 5. weist man ja auch ausdrücklich darauf hin, dass alles nur im Rahmen der Möglichkeiten von personellen Kapazitäten und Haushaltsmitteln erfolgen kann.

Punk 4 behandelt den Prüfauftrag für ein Anwohnerparken im Bereich Eichendorffstraße nach Fertigstellung des Wohnbauprojekts.

Was der Vorteil des Beschlusspunkt 6 sein soll, ist mir unklar. Die CDU erhofft sich dadurch offenbar, die Fahrradstraße verhindern zu können. Da kein Termin dran gebunden ist, wird es durch diesen Extra-Beschlusspunkt nicht schneller oder langsamer gehen. Nach meinem Verständnis müsste so eine Maßnahme ohnehin dem Ausschuss und dem Stadtbezirksbeirat Cotta vorgelegt werden.

Wie geht’s weiter?

Das bleibt abzuwarten. Auf der Projektseite der Stadt steht dazu:


Sobald der Stadtratsbeschluss vorliegt, fließen die geplanten Maßnahmen in die Haushaltsplanung der Stadtverwaltung. Die eigentliche Umsetzung erfolgt in Abhängigkeit der bereitgestellten finanziellen Mittel und der Dringlichkeit anderer Aufgaben.

https://www.dresden.de/verkehrskonzept-loebtau

Es ist also nicht damit zu rechnen, dass sich hier schnelle Veränderungen / Verbesserungen ergeben. Aber man kann sich in Zukunft immer auf das Verkehrskonzept beziehen.

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