Es kommt wieder Bewegung in den Volkspark Briesnitz. Dank EU-Fördermittel im Rahmen des EFRE-Projekts “Cottaer Bogen” eröffnen sich Möglichkeiten, den Volkspark Briesnitz wieder zu erwecken.
Das hätte schon längst geschehen sollen, nachdem man 2015/16 auf dem ehemaligen Volkspark Briesnitz die Werkstätten für das Theater Junge Generation gebaut hat. Damals hat man den Bürger*innen und dem Ortsbeirat Cotta in Aussicht gestellt, anschließend das alte Werkstättengebäude abzureißen und den Volkspark auf der anderen Seite der ehemaligen Spielstätte neu zu errichten.
Passiert ist dann leider nichts sichtbares. Im Hintergrund hat die Verwaltung immer wieder versucht, die Gelder für den Abriss und die Gestaltung des Parks im Haushalt anzumelden und Fördermittel zu beantragen. Leider ohne Erfolg.
Neue Möglichkeiten mit EFRE
Dresden hat mit dem Projekt “Cottaer Bogen” erneut EFRE-Mittel bewilligt bekommen. Insgesamt hat man 20 Maßnahmen angemeldet vom Neuen Annenfriedhof in Löbtau-Süd bis nach Briesnitz zum Kinder- und Jugendhaus Insel. Beschlossen wurden das Gebiet in der Vorlage V1735/22 am 15.09.2022 vom Stadtrat. Teil davon ist das integrierte Handlungskonzept, welches die damals vorgesehen Maßnahmen beschreiben.
Planänderung und neue Beschlussfassung im Stadtrat
Der Stadtrat hat 2014 beschlossen, das alte Werkstättengebäude abzureißen und den Park dort neu zu errichten. Der Beschluss gilt bis heute, auch wenn die notwendig Mittel nicht zur Verfügung stehen. Auch in den Plan-Skizzen im integrierten Handlungskonzept ging man noch vom Abriss des Gebäudes aus.
Mittlerweile sind fast 10 Jahre seit dem Stadtratsbeschluss vergangen. Themen wie Klimaschutz und nachhaltiges Bauen / Graue Energien werden wichtiger eingeschätzt. Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass man beim Briesnitzer Volkspark die Situation neu bewertet.
In der Vorlage V3003/24 vom 10.09.2024 wird nun die neue Idee der Beibehaltung des alten Werkstättengebäudes und Nutzung durch die Kreativwirtschaft beschrieben und zum Beschluss vorgelegt. Damit würde auch der Beschluss zum Rückbau der Werkstätten von 2014 aufgehoben. Entsprechend nimmt die Vorlage den Gremienlauf über Stadtbezirksbeirat und wird dann im Stadtrat entschieden.
Ganz überraschend kommt der Ansatz für mich nicht. Von der Idee hatte ich erstmals am 17.04.2024 bei einer Informations-Veranstaltung mit Baubürgermeister Stephan Kühn im Regionalbüro von Lucie Hammecke gehört.
Mit der Detail-Planung haben sich bei den 20 Maßnahmen noch weitere Änderungen ergeben. So werden z.B. die Bäume auf der Deubener Straße nicht mehr aus EFRE-Mitteln realisiert, weil die Kosten den Rahmen übersteigen oder die geringen Mittel für die Barrierefreiheit der Bünaustraße werden nicht genutzt, weil bis 2027 keine Sanierung der Straße erfolgen wird. Es ist also völlig normal, dass sich bei den 20 Maßnahmen zum ursprünglichen Handlungskonzept von 2022 Abweichungen ergeben.
Begehung mit dem Stadtbezirksbeirat
Dass das Werkstättengebäude bestehen bleiben soll ist für die Bürger*innen vor Ort und und auch für mich, der damals im Ortsbeirat für den Bau des neuen Werkstättengebäudes gestimmt hat, eine wesentliche Änderung.
Da absehbar war, dass die Meinungen hier auseinander gehen und die Diskussion komplex wird, hatte ich einen Vor-Ort-Termin im Stadtbezirksbeirat angeregt. Selbst hatte ich schon Mitte Juli auf Einladung von Nico Scheiblich von der Bürgerinitiative “Wohlan Briesnitz” zusammen mit SPD-Kollegen Henrik Ahlers die Gelegenheit mir ein erstes Bild zu machen.
Am Dienstag, 01.10.2024 hat das Stadtbezirksamt diesen Vor-Ort-Termin ermöglicht. Der Zugang ist sonst abgesperrt, was von einem Wachdienst kontrolliert wird. Teilnehmer*innen waren neben vielen Stadtbezirksbeirät*innen, Vertreter*innen des Stadtbezirksamts Cotta, die Bearbeiterinnen für die EFRE-Maßnahmen “Volkspark Briesnitz Nord” und “Umnutzung der ehemaligen Spielstätte des TJG”, der Abteilungsleiter der Stadterneuerung Thomas Pieper sowie Vertreter*innen der Bürgerinitiative “Wohlan Briesnitz“.
Gut zwei Stunden haben wir uns das Gelände und auch das Werkstättengebäude angeschaut, von den Planungen und Vorbereitungen der Ämter gehört und Ideen und Meinungen ausgetauscht.
Erkenntnisse bei der Begehung
Für mich war eine der Kern-Aussagen, dass es grundsätzlich noch möglich wäre mit der EFRE-Förderung den Park ohne das Werkstättengebäude zu gestalten. Dass man also beide Varianten abwägen kann auch wenn die Verwaltung in der Vorlage V3003/24 die Lösung mit dem Materialdepot ausgearbeitet hat.
Grundsatz für alle Lösungen ist, dass der Park für die Öffentlichkeit immer zugänglich sein muss. Und es soll keine Umsetzung gegen die Wünsche der Anwohner*innen erfolgen.
Abwägung – eine schwierige Entscheidung
So könnte man also abwägen und müsste ggf. den Beschlusstext der Vorlage ändern.
Argumente, die mir dazu einfallen:
Variante mit Erhalt des Werkstättgebäudes
pro
- Erhalt von Bausubstanz
- Die Halle scheint als “Kaltlager” geeignet
- Das Gebäude schirmt den Lärm von der B6 wirkungsvoll ab
- Es gibt einen Bedarf der Kultur- und Kreativwirtschaft nach Räumen und ein Grobkonzept für ein “Materialdepot”
- Wenn durch das Materialdepot regelmäßig Menschen vor Ort sind, sinkt die Gefahr für Vandalismus und Vermüllung
- Es gibt einen Ansprechpartner vor Ort.
- Nutzer des Materialdepots soll auch zuständig sein für die Parkpflege und für Nutzungsabsprachen
- Angebote für die Nachbarschaft (Workshops, Schulungen, Nutzung von Werstätten o.ä.)
contra
- kleinerer Park mit weniger Nutzungsmöglichkeiten
- vom Weg / von der Tankstelle nicht einsehbar
- Risko für Vermüllung, “dunkle Ecken”
- Anlieferverkehr durch das Gelände
- hohe Kosten für die Ertüchtigung der Halle (Medienanschlüsse, Heizung)
Variante ohne Werkstättengebäude mit größerem Park
pro
- Größere Freifläche, mehr Nutzungsoptionen (Liegewiese, Ballspiele, Feuerschale)
- Einsehbarkeit vom Radweg, bessere, öffentliche Wahrnehmung
- kein Anlieferverkehr im Park
contra
- höhere Lärmbelästigung von der Straße
- Kein Ansprechpartner vor Ort
- Wer kümmert sich um die Parkpflege?
- gibt es genügend Nutzung des großen Parks?
Offene Fragen
- Ist ein Grillplatz oder gar ein Maifeuer in Zukunft überhaupt möglich, da die Tankstelle in unmittelbarer Nähe ist oder genügt der Abstand?
Bürgerbeteiligung im zukünftigen Volkspark
Nächste Woche Donnerstag, 10.10.2024 von 15-18 Uhr findet eine Bürgerbeteiligung auf dem Gelände des neuen Volksparks statt.
Die Ergebnisse fließen in die weitere Planung ein.
Sicher wird bei dieser Beteiligung auch die Diskussion wieder auf das Werkstättengebäude kommen. Die Mitarbeiter*innen der Ämter sind von uns dafür jetzt sensibilisiert.
Wir hatten angeregt, dass auch Vertreter*innen der Kreativwirtschaft gezielt eingeladen werden um ihre Idee eines Materialdepots besser vertreten zu können.
Ich bin auf das Ergebnis der Beteiligung sehr gespannt. Teilnehmen kann ich leider nicht.
Wie geht’s weiter?
Nach der Bürgerbeteiligung am Do, 10.10.2024 wird am Mi, 30.10.2024 die Vorlage V3003/24 im Stadtbezirksbeirat Cotta beraten. Anschließend geht sie in die verschiedenen Ausschüsse für Umwelt, Kultur und Bau und soll dann final am 20.11.2024 im Stadtrat beschlossen werden. Am Beschlusstext kann sich bis dahin noch einiges ändern.
Links
- Stadtratsvorlage V3003/24 (Ratsinformationssystem, öffentlich)
- VBlog von Stephanie Henkel (PIRATEN, Stadtbezirksbeirätin Cotta) zur Begehung des alten TJG-Geländes
Da bin ich gespannt … in der Insel war ich schon einige Male und im Gelände daneben wohl vor Jahrzehnten als das TJG dort noch war ….