Seit 6 Monaten Tempo 30 auf der Reisewitzer Straße
Seit März 2021 ist die Reisewitzer Straße mit Tempo 30 ausgeschildert. Nicht als Tempo 30-Zone, wie die umliegenden Straßen. Das war nicht möglich, weil die Straße zu den Quartiers- Hauptstraßen gehört. Es war auch nicht einfach so möglich. Es mussten erst (zu) viele Unfälle an den Kreuzungspunkten passieren (Schillingstraße, Anton-Weck-Straße, Clara-Viebig/Bonhoefferplatz, Frankenbergstraße, Mohorner Straße). Dann kam die Unfallkommision zur Einschätzung, dass nur eine Tempo-Reduzierung plus Verbesserung der Sicht an den Kreuzungen hier Abhilfe schaffen kann.
Und siehe da: Es funktioniert. Vom ersten Tag. Die Autofahrer halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und fahren deutlich langsamer als vorher. Ob das immer 30 ist, möche ich bezweifeln. Aber vorher war es ja auch nicht immer 50.
Der Lärm ging zu rück. Die Querungen für Fußgänger und Radfahrer sind viel leichter geworden. Man kann mit dem Rad auch wieder auf der Reisewitzer Straße fahren, weil der Tempounterschied dann nicht mehr groß ist. Der ganze Streß auf dieser Straße wurde reduziert.
Tempo 30 als Regel
Schaut man sich jetzt die Karte von Löbtau an, dann sind fast alle Straßen bereits Tempo 30. Teils als Tempo 30-Zone, teils abschnittsweise mit Tempo 30 Begrenzung. Schilder stehen reichlich rum. Das hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil der vielen Schilder ist, dass die Autofahrer regelmäßig daran erinnert werden. Aber schön wäre doch, wenn man das umdrehen könnte. Schilder nur dann aufstellen, wenn Tempo 30 nicht gilt.
Geht aber bisher nicht.
Deswegen hat der Bundestag beschlossen, dass in Modellversuchen diese Umkehr probiert und das ganze wissenschaftlich untersucht werden soll. Die Umsetzung dieses Beschlusses steht aus. Man kann also mit diesen Modellversuchen nicht beginnen.
Um das Thema voran zu bringen, haben mehrere Städte eine Erklärung abgegeben. Damit Dresdner dieser Erklärung beitritt, hat die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag in den Stadtrat eingebracht (A0213/21). Dieser zirkuliert nun durch alle Stadtbezirke und Ortschaften. Gestern war er im Stadtbezirksbeirat Cotta und wurde von Ulrike Caspary vorgestellt.
Stadtbezirk Cotta möchte keinen Tempo 30 Modellversuch
Am Ende wurde der Antrag abgelehnt. Mit 8 Ja, 10 Nein und 1 Enthaltung. Auch mein Ergänzungsantrag, den Stadtteil Löbtau (Nord und Süd) für den Modellversuch vorzuschlagen wurde mit 8 Ja, 9 Nein und 2 Enthaltungen zuvor abgelehnt.
Die Diskussion ging in weiten Teilen am Thema vorbei. Wie auch eine ADAC-Studie aus der zitiert wurde. Es soll ja nicht alles auf Tempo 30 stadtweit umgestellt werden. Sondern es geht um einen Prinzipienwechsel. Standard ist 30 und Ausnahmen müssen beschildert werden.
Das wäre in der Tat toll, wenn man den Unfallatlas im Themenstadtplan hätte. Und bitte auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Bisher kenn ich nur https://unfallatlas.statistikportal.de/.
Deine Zählung kann ich nicht ganz nachvollziehen. In Deinen Daten von 2020 sind immerhin 5 Unfälle mit “Zusammenstoß mit einbiegendem / kreuzendem Fahrzeug” zwischen Mohorner und Kesselsdorfer Straße. Die Bezeichnung trifft es ganz gut. I.d.R. knuscht nämlich ein einbiegendendes oder querendes Auto ein auf der Reisewitzer fahrendes. Und da macht die Geschwindigkeit sehr wohl einen Unterschied. Drum flogen die Blechkisten manchmal auch ganz schön durch die Gegend. Da möchte man nicht daneben stehen.
Tempo 30 ist hier schon ein Fortschritt. Unfälle gibt es trotzdem noch. Mal sehn, was die zukünftigen Zahlen zeigen.