Stadtbahn 2020 – mit der Straßenbahn von Löbtau zur Uni

Gestern hat die Landeshauptstadt Dresden zur einer Bürgerversammlung ins Gymnasium Plauen eingeladen zum Thema Stadtbahn 2020 – Teilprojekt 1.2: Nossener Brücke – Nürnberger Straße.

Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Herr Szuggat hat zusammen mit dem Leiter des Verkehrsmanagements und Marketings der DVB, Jan Bleis das Projekt vorgestellt. Details der Planung hat der Leiter der Infrastrukturabteilung der DVB, Andreas Neukirch ausführlich erläutert.

Herr Bleis hat die dramatische Situation der Buslinie 61 in Zahlen präsentiert. Insbesondere die Spitzen zu den Vorlesungszeiten (“9:20 Uhr-Vorlesung”) seien mit Gelenkbussen einfach nicht in den Griff zu bekommen. Trotz 3-Minuten-Takt in diesen Zeiten  führt es immer wieder zu “Rudelbildung” bei den Bussen. Von einer angemessenen Verkehrsqualität könne da keine Rede sein.

An einem durchschnittlichen Tag beförderte die Linie 61 knapp 35.000 Fahrgäste auf ihrem gesamten Lauf. An Spitzentagen sind es aber über 50.000 und stellt damit die S-Bahn im Bereich Dresden in den Schatten.

Mit einer weiteren Zunahme wird gerechnet, da in den Stadtteilen Löbtau und Cotta mit einem Anstieg der Einwohneranzahl von 15 % bzw. 11 % bis 2020 gerechnet wird. Auch zeichnet die TU-Dresden in den letzten Jahren mit jedem Wintersemester einen neuen Studentenrekord.

Vorgestellt wurde der Abschnitt 1.2 von der Weißeritz bis zum Nürnberger Ei. Der Bereich der Haltestelle Tharandter Straße (Abschnitt 1.1) ist in der Planung bereits weiter fortgeschritten (“Boulevard Kesselsdorfer”). Der Abschnitt 1.3 über den Zelleschen Weg befindet sich in der Planung noch nicht so weit. Dagegen wurde der Abschnitt 1.4 (Oskar-Straße / Haltepunkt Strehlen) erst vor kurzem auf einer Bürgerversammlung vorgestellt.

Der Abschnitt 1.2 lässt sich wiederum in zwei Teilen betrachten:

  1. Die Trassenführung über die Nossener Brücke
  2. Die Trassenführung entlang der Nürnberger Straße

Von der Weißeritz wird die Straßenbahn nördlich der Löbtauer Brücke/Nossener Brücke geführt und dann entweder auf der Nordseite der Nossener Brücke oder in der Straßenmitte. Beides hat Vor- und Nachteile, was Herr Neukirch ausgewogen dargelegt hat. Eine Unbekannt dabei ist z.B. ob die Nossener Brücke tatsächlich bis 2019 neu gebaut werden kann. Wenn dem nicht so ist, müsste ohnehin eine eigene Straßenbahnbrücke nördlich der bestehenden Straßenbrücke gebaut werden.

So oder so ist die Nossener Brücke offenbar sanierungsbedürftig. Es würde also Sinn machen, beide Projekte zusammen durchzuführen.

Auf der Nossener Brücke ist eine neue Haltestelle geplant (als Ersatz für die Zwickauer Straße), die den Umstieg zur S-Bahn nach Tharandt ermöglichen soll.

Auf der Nürnberger Straße gibt es ebenfalls mehrere Varianten: Auf separatem Gleiskörper in der Mitte der Straße oder nördlich, den Häusern entlang. Oder ohne eigenen Gleiskörper auf der Straße. Letzteres ist aber nicht durch den Bund förderfähig. Darauf wurde auf Nachfrage deutlich hingewiesen. Trotzdem wird diese Variante untersucht und – wenn sie verkehrlich besser wäre – nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht.

Die nördliche Trassenführung wird am meisten Platz in Anspruch nehmen. Sie hat auch weitere Nachteile aber wurde noch nicht aufgegeben. Am Nürnberger Ei ist die nördliche Trassenführung bereits als schlechteste Variante gestrichen worden. Hierbei wäre zum einen ein Eingriff in den denkmalgeschützen Bereich des “Eis” notwendig, eine Überfahrung des Fußgängerbereiches und ein sehr großer Sperrbereich für den Autoverkehr.

Die Fragen des großen und interessiertenPublikums waren sehr konstruktiv. Insgesamt wurde das Projekt sehr positiv aufgenommen. Die Fragen gingen vor allem um Fußgängerquerungen, Barrierefreiheit am Nürnberger Ei und ausführlichst über das mögliche Verkehrsgangebot.

Auch wenn man sich nicht auf eine genaue Linienführung und Taktzeit festlegen möchte, so ist doch schon viel relativ klar: Die Straßenbahn Nr. 7 soll von Gorbitz über die neue Trasse zum Nürnberger Platz fahren und dann zum Hauptbahnhof abbiegen. Die Linie 61 soll weiter als Busline bestehen bleiben aber auf ihren Grundtakt (10-Minuten) reduziert werden. Die Linie 8 wird eingestellt. Die Linie 9 soll vom Hauptbahnhof kommend über den Nürnberger Platz, den Zelleschen Weg zum Haltepunkt Strehlen.

Wie die Umsteigemöglichkeiten am Nürnberger Platz aussehen werden, steht noch nicht fest. Dies gehört auch zum nächsten Planungsabschnitt 1.3. Man hofft in einem viertel Jahr genaueres sagen zu  können.

Bei Detailfragen zu Fahrradwegen und Ampelanlagen wurden darauf hingewiesen, dass die Planung noch nicht so ins Detail gehen kann. Fahrradwege sollen auf der Fahrbahn geführt werden. Dies sei Stand der heutigen Verkehrsplanung.

 

Insgesamt war es eine positive Veranstaltung. Die Teilnehmer haben sich gewünscht, im Planungsprozess regelmäßig informiert zu werden. Die DVB hat dies vor und u.a. eine Projekt-Webseite zur Stadtbahn freigeschaltet.

Man kann nur hoffen, dass der straffe Zeitplan aufgeht: Zum einen braucht die Bahn sehr viel Zeit um den Bau der Nossener Brücke in ihre Planung zu berücksichtigen. Zum anderen endet 2019 das aktuelle Programm des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz und eine Fortsetzung ist noch nicht gesichert.

Mehr zum Thema:

    • Informationsvorlage für den Stadtrat (Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau) vom 1. August 2013:
      Stadtbahn 2020, Straßenbahn-Neubaustrecke Löbtau – Südvorstadt – Strehlen, Teilstrecke 1.2: Nossener Brücke – Nürnberger Straße, Variantenvoruntersuchung V2284/13